„Es liegt nahe, dass es der CDU eher darum geht, mit allen Mitteln eine neue Unterkunft im Wahlkreis des CDU-Abgeordneten Christian Gräff zu verhindern. Dieser hatte bereits mehrfach gegen eine temporäre Unterkunft in seinem Wahlkreis Stimmung gemacht und die Anwohnenden zu Klagen gegen die Einrichtung aufgerufen (u.a. der Tagesspiegel berichtete). Eben dieser Abgeordnete möchte nun offenbar vom eigentlichen Problem ablenken.
[…] Die Erzählung der CDU, wir würden uns gegen Unterkünfte für geflüchtete Menschen engagieren, ist absurd. Im Angesicht der schwierigen Auseinandersetzungen in der Vergangenheit im Bezirk, bei denen gerade SPD, Bündnisgrüne und LINKE immer wieder klar und deutlich Position für die Unterstützung geflüchteter Menschen bezogen haben, ist das durchschaubare Verhalten der CDU enttäuschend. Es gibt keine Anträge der LINKEN gegen eine Unterkunft. Es gibt von uns einen konkreten Vorschlag für eine neue Geflüchteteneinrichtung in Biesdorf und weitere Nutzungsvorschläge für mehrere Grundstücke im Bezirk, u.a. für eine Schule, eine Jugendeinrichtung und den Erhalt eines Waldes.
[…] Wir erwarten von der CDU, dass sie zu der in Marzahn-Hellersdorf lange Jahre praktizierten Zusammenarbeit der demokratischen Parteien bei der Unterstützung geflüchteter Menschen zurückkehrt und parteipolitisch motivierte Alleingänge unterlässt. Ihr kurzsichtiges Verhalten hat schon jetzt einen erheblichen Schaden in der dringend notwendigen Zusammenarbeit der demokratischen Parteien angerichtet.“
Zum Hintergrund:
Seit Längerem wird in Marzahn-Hellersdorf über die künftige Nutzung der noch vorhandenen bezirklichen bzw. landeseigenen Grundstücke diskutiert. Verfügbare Flächen werden immer knapper, eine umfassende sachliche Debatte dazu ist erforderlich.
Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und das Bezirksamt haben in den vergangenen zwei Jahren zu ausgewählten Grundstücken Nutzungsvorschläge erarbeitet und setzen sich gegenüber dem Land für die jeweilige Verwendung ein. Dazu zählt u.a. der Erhalt von Grün- und Waldflächen (z.B. Langhoff-Wald und Buckower Ring), Grundstücke für die soziale Infrastruktur (z.B. Hoyerswerdaer Straße und Ludwig-Renn-Straße) sowie für den Wohnungsbau landeseigener Gesellschaften. Im April 2023 hat die BVV beispielsweise auf Antrag von LINKEN und Bündnisgrünen mit großer Mehrheit die Sicherung mehrerer Grundstücke durch Bebauungsplanverfahren beschlossen. Aktuell werden weitere solche Anträge in der BVV und ihren Fachausschüssen diskutiert. Vorschläge der CDU liegen der BVV nicht vor.
Alleingänge der Bezirksbürgermeisterin
Die Bezirksbürgermeisterin hatte im Sommer eigenmächtig, ohne Absprache im Bezirksamt, in einem Brief gegenüber dem Stadtentwicklungssenator Vorschläge zur Nutzung von insgesamt neun Grundstücken unterbreitet. Diese Vorschläge ignorieren bisherige, zum Teil erst vor kurzem getroffene Beschlüsse der BVV und des Bezirksamtes. Dazu gibt es bis heute weder neue Bezirksamts- noch BVV-Beschlüsse, geschweige denn eine schriftliche Information der Bezirksbürgermeisterin. Welche Wirksamkeit dieser fragwürdige Brief hat ist völlig unklar. An mehreren Stellen ist das Schreiben der Bezirksbürgermeisterin auch entscheidend fehlerhaft. Welche Fachebenen tatsächlich beteiligt waren, ist unbekannt. Die Sozialstadträtin und der Jugendstadtrat hatten bereits öffentlich kritisiert, dass dieser Brief ohne ihre fachliche Mitwirkung entstanden ist. Schriftlich liegt dazu weder den Mitgliedern des Bezirksamtes noch dem Bezirksparlament irgendetwas offiziell vor.
CDU will mit allen Mittel Unterbringung geflüchteter Menschen im Einfamilienhausgebiet verhindern
Die Linksfraktion beteiligt sich seit Jahren aktiv an der Diskussion um konkrete Nutzungsvorschläge für die betreffenden bezirklichen Grundstücke. Dabei unterstützen wir die bisher getroffenen Überlegungen und Festlegungen für die Sicherung der Flächen für die soziale Infrastruktur. Hierzu zählt auch die Wiederinbetriebnahme einer Unterkunft für geflüchtete Menschen in Biesdorf. Das frühere Bezirksamt (vor der Wiederholungswahl) war hierzu seit Längerem mit dem Senat und der Gesobau im Gespräch, ein entsprechender Bezirksamtsbeschluss war durch die Bezirksstadträtin Julia Witt vorbereitet worden. Das Gebäude, das zwischen 2016 und 2021 bereits als Geflüchtetenunterkunft in Betrieb war, soll als Ersatz für eine Einrichtung in Hellersdorf genutzt werden. Diese soll aufgrund eines künftigen Schulneubaus abgerissen werden.
Überraschenderweise hat die neue CDU-Bezirksbürgermeisterin nach der Wiederholungswahl eine Beschlussfassung im Bezirksamt für die Wiedernutzung des Gebäudes in Biesdorf als Unterkunft für geflüchtete Menschen und damit als Ersatz für die Unterkunft in Hellersdorf verhindert. Stattdessen hat sie eigenmächtig dem Senat u.a. drei völlig andere Grundstücke für neue modulare Unterkünfte vorgeschlagen. Das Marzahn-Hellersdorfer Sozialamt hat hierzu eine Stellungnahme verfasst, in der die genannten Grundstücke als ungeeignet bewertet werden. Weiterhin gibt es bereits vereinbarte oder sogar bereits stattfindende Nutzungen dieser Grundstücke, die den nicht nachvollziehbaren Vorschlägen der Bezirksbürgermeisterin entgegen stehen. So hat die Bezirksbürgermeisterin beispielsweise den Standort einer Kleingartenanlage in Marzahn-Nord oder einer künftigen Jugenfreizeiteinrichtung in Hellersdorf zur Bebauung vorgeschlagen.
Senat unterstützt Vorschlag von SPD, LINKEN und Bündnisgrünen für Unterkunft in Biesdorf – gegen die CDU
Dem gegenüber steht die klare Absicht des Senats, die wir auch deutlich unterstützen, schnellstmöglich das Gebäude in Biesdorf wieder in Betrieb zu nehmen und für die Unterbringung geflüchteter Menschen herzurichten. Dort haben wir einen bereits früher etablierten Standort. Ein gut funktionierendes Hilfsnetzwerk mit sozialen Einrichtungen und Ehrenamtlichen wurde während des Betriebs der Einrichtung geknüpft. Die CDU und insbesondere die Bezirksbürgermeisterin lehnen dies ohne Begründung ab. Sie hat dem Senat die Nutzung des Gebäudes für Studierendenwohnungen vorgeschlagen.
Es liegt nahe, dass es der CDU eher darum geht, mit allen Mitteln eine neue Unterkunft im Wahlkreis des CDU-Abgeordneten Christian Gräff zu verhindern. Dieser hatte bereits mehrfach gegen eine temporäre Unterkunft in seinem Wahlkreis Stimmung gemacht und die Anwohnenden zu Klagen gegen diese Einrichtung aufgerufen. Eben dieser Abgeordnete möchte nun offenbar vom eigentlich Problem ablenken.
Geflüchtete Menschen sind auch in Biesdorf, Mahlsdorf und Kaulsdorf willkommen – CDU lehnt Gesprächsangebote ab
Für uns ist klar: Geflüchtete Menschen sind im ganzen Bezirk Marzahn-Hellersdorf willkommen. Parteipolitisch motivierte Alleingänge der CDU gegen die Unterbringung von Menschen in Not in den Einfamilienhausgebieten lehnen wir ab. Wir haben der CDU mehrfach Gespräche angeboten, um ein gemeinsames Vorgehen der demokratischen Parteien bei der Findung geeigneter Grundstücke für Unterkünfte zu verabreden. Diese Form der Zusammenarbeit der demokratischen Fraktionen war bisher in Marzahn-Hellersdorf gelebte Praxis. Die neue CDU-Bezirksbürgermeisterin hat ein solches Gesprächsangebot jedoch abgelehnt. Eine ergebnisoffene Diskussion mit den demokratischen Parteien soll offenbar verhindert werden.
In der BVV werden seit Monaten für alle in Rede stehenden Grundstücke Anträge für verschiedene Nutzungen diskutiert. Unserem Antrag, die Geflüchtetenunterkunft in Biesdorf als Ersatz für die Einrichtung in Hellersdorf wieder in Betrieb zu nehmen und den bereits erarbeiteten Bezirksamtsbeschluss endlich zur Abstimmung zu stellen, ist der Integrationsausschuss gegen die Stimmen der CDU gefolgt. SPD, Bündnisgrüne und LINKE haben mehrfach öffentlich erklärt, dass sie die Wiedernutzung der Unterkunft in Biesdorf intensiv unterstützen. Über weitere Bedarfe muss ergebnisoffen miteinander gesprochen werden, wozu wir selbstverständlich bereit sind. Wir unterbreiten hierzu auch gern konkrete Vorschläge. Allein die CDU verweigert sich Gesprächen, weil ihr wichtiger ist eine Unterkunft im Wahlkreis von Christian Gräff zu verhindern.
BVV diskutiert seit Langem über Sicherung von Grundstücken für Schule, Jugendklub und Grünflächen
Auch die Sicherung einer Schulfläche in Marzahn (Ludwig-Renn-Straße) und die Festlegung eines Grundstücks für eine Jugendeinrichtung in Hellersdorf (Hoyerswerdaer Straße), wurden durch die Fachausschüsse unterstützt. Vorschläge der CDU für andere Nutzungen dieser Flächen liegen der BVV gar nicht vor. Insofern gibt es auch keine Anträge gegen Geflüchtetenunterkünfte, wie von der CDU behauptet.
Die Bezirksverordnetenversammlung hat über unsere aktuellen Anträge noch nicht abschließend entschieden. Grundsätzlich streben wir demokratische Mehrheiten für unsere Anträge in der BVV an. Eine Unterstützung unserer Anträge durch die AfD lehnen wir ab und machen dies auch immer wieder öffentlich deutlich. Zumeist hat die CDU auch unsere Grundstücksvorschläge in den Fachausschüssen unterstützt. Erst kürzlich (11.10.2023) wurde unser Antrag, eine Kleingartenanlage zu sichern, statt wie von der Bezirksbürgermeisterin vorgeschlagen zu bebauen, in einem Fachausschuss mit den Stimmen der CDU beschlossen.
CDU muss Verweigerung von sachlichen Gesprächen aufgeben und endlich Verantwortung für den Bezirk übernehmen
Spätestens zur entscheidenden Beschlussfassung in der BVV ist klar, ob es eine demokratische Mehrheit für einen Antrag gibt oder nicht. Hier sind immer wieder die demokratischen Fraktionen gefragt miteinander in den Dialog zu treten und Kompromisse zu schließen. Dieses Prinzip verfolgen wir konsequent und suchen grundsätzlich vor sensiblen Abstimmungen in der BVV das Gespräch mit den anderen demokratischen Fraktionen. Bisherige Gesprächsangebote, solche Kompromisse zu verschiedenen Themen unter den demokratischen Fraktionen zu suchen, lehnt die CDU ab. Stattdessen will sie offenbar die bisherige Zusammenarbeit nun auch bei diesen Themen aufkündigen, um die Wünsche eines ihrer Abgeordneten zu erfüllen, statt Verantwortung für den gesamten Bezirk zu übernehmen.
Die Erzählung der CDU, wir würden uns gegen Unterkünfte für geflüchtete Menschen engagieren, ist absurd. Im Angesicht der schwierigen Auseinandersetzungen in der Vergangenheit im Bezirk, bei denen gerade SPD, Bündnisgrüne und LINKE immer wieder klar und deutlich Position für die Unterstützung geflüchteter Menschen bezogen haben, ist das durchschaubare Verhalten der CDU enttäuschend. Es gibt keine Anträge der LINKEN gegen eine Unterkunft. Es gibt von uns einen konkreten Vorschlag für eine neue Geflüchteteneinrichtung in Biesdorf und weitere Nutzungsvorschläge für mehrere Grundstücke im Bezirk, u.a. für eine Schule, eine Jugendeinrichtung und den Erhalt eines Waldes. Alternativvorschläge seitens der CDU wurden weder im Bezirksamt noch der BVV unterbreitet. Es gibt lediglich einen Brief der Bezirksbürgermeisterin, deren Inhalt sich ohnehin an mehreren Stellen als falsch und fehlerhaft dargestellt hat. Gesprächsangebote lehnt die CDU ab.
Wir erwarten von der CDU, dass sie zu der in Marzahn-Hellersdorf lange Jahre praktizierten Zusammenarbeit der demokratischen Parteien bei der Unterstützung geflüchteter Menschen zurückkehrt und parteipolitisch motivierte Alleingänge unterlässt. Ihr kurzsichtiges Verhalten hat schon jetzt einen erheblichen Schaden in der dringend notwendigen Zusammenarbeit der demokratischen Parteien angerichtet.






